Tiflis

Tiflis
Tiflis,
 
georgisch Tbilịssi [db-; »Warmbrunn«], Hauptstadt Georgiens, 406-522 m über dem Meeresspiegel, erstreckt sich (fast 40 km) terrassenförmig im nach Norden geöffneten Tal der mittleren Kura, (1991) 1,28 Mio. Einwohner; im Stadtgebiet liegt in einem Talkessel der Ioristausee (Tifliser Meer; 12,5 km2; Naherholungsgebiet); Sitz des Katholikos der orthodoxen Kirche Georgiens; Georg. Akademie der Wissenschaften, Akademie der Künste, Universität, TU, Landwirtschaftsuniversität, neun Hochschulen (u. a. für Sport, Medizin, Musik, Theaterkunst, Handel), zahlreiche Museen (u. a. Museum der Geschichte Georgiens, der Geschichte und Ethnographie von Tiflis, Museumsreservat für georgische Volksbaukunst und Lebensweise, Gemäldegalerie), Philharmonie mit großem Konzertsaal, Goethe-Institut, botanischer und zoologischer Garten und mehrere Theater (v. a. Paliaschwili-Opernhaus); nationale Bedeutung haben Film- und Fernsehstudios. In Tiflis konzentriert sich etwa ein Drittel der georgischen Industrieproduktion: Maschinen-, Elektrolokomotiv-, Flugzeugbau, Herstellung von elektrotechnischen/elektronischen Geräten und Präzisionsinstrumenten, Textil- und Bekleidungs-, Nahrungsmittelindustrie, Wein- und Sektkellereien, Spirituosenherstellung, Schuh-, Holz-, Glas- und Porzellan-, pharmazeutische Industrie sowie Druckereien; ein Großkraftwerk (1 960 MW) arbeitet auf Erdgasbasis (Fernleitung aus Aserbaidschan). Fremdenverkehr und Kurbetrieb (bis zu 47 ºC warme Schwefelthermen) sind durch den Ausbruch des Bürgerkriegs 1991 beeinträchtigt. Tiflis ist Verkehrszentrum am Endpunkt der Georgischen Heerstraße sowie der in Tunneln unter dem Kamm des Großen Kaukasus nach Wladikawkas verlaufenden Transkaukasischen Automagistrale (Transkam); Eisenbahnlinie nach Erewan; internationaler Flughafen; U-Bahn (1966 eröffnet), Drahtseilbahn zum Berg Mtazminda (730 m über dem Meeresspiegel, 270 m hoher Fernsehturm), mehrere Hängebahnen zu den höher gelegenen Stadtteilen.
 
 
Im Südosten, rechts der Kura, unter den Ruinen der Festung Narikala (4.-17. Jahrhundert), liegt die orientalische Altstadt mit engen, steilen Gassen, 2- bis 3-stöckigen Häusern (mit geschnitzten Holzbalkons), der Zionskathedrale (ursprünglich 6./7. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert umgebaut) und der Antschischati-Kirche (ursprünglich 6. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert umgebaut; Glockenturm 1675); am linken Ufer der Kura erhebt sich die Metechi-Kirche (1278-93) aus der georgischen Altstadt; nach Norden schließt sich die überwiegend klassizistische Neustadt an. Am Stadtrand entstanden neue Wohngebiete.
 
 
Siedlungsspuren auf dem Gebiet von Tiflis reichen bis ins 4./3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Im 6. Jahrhundert wurde Tiflis Hauptstadt des ostgeorg. Königreiches Iberien; die Lage an den Verbindungsstraßen in das östliche Transkaukasien und zwischen Zentral- und Kleinasien bewirkte einen wirtschaftlichen Aufschwung. In der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts von den Arabern erobert, war Tiflis seit den 30er-Jahren des 8. Jahrhunderts Hauptstadt eines Emirats. 1122 befreite der georgische König David IV., der Erbauer (1089-1125), die Stadt und machte sie zur Hauptstadt eines christlich-georgischen Reiches und zu einem blühenden Handelszentrum im Vorderen Orient. Nach Verheerungen durch die Charismier im 13. Jahrhundert und dem Einfall Timurs (1386-1402) stand Tiflis bis ins 18. Jahrhundert wechselweise unter osmanischer und persischer Herrschaft; 1762 wurde es Hauptstadt des vereinigten (Kachetien und Kartlien umfassenden) ostgeorg. Königreichs, 1795 durch die Perser zerstört; 1801 fiel es an Russland (Gouvernementhauptstadt, seit 1845 Residenz des Statthalters des Zaren im Kaukasus). 1918-21 war Tiflis Sitz der menschewistischen Regierung der Georg. Republik (im Februar 1921 durch die Rote Armee gestürzt). 1921 wurde es Hauptstadt der Georg. SSR (1922-36 gleichzeitig der Transkaukasischen SFSR). Die Niederschlagung einer friedlichen Demonstration in der Stadt am 9. 4. 1989 führte zum endgültigen Bruch mit der sowjetischen Zentralmacht. (Georgien, Geschichte)

Universal-Lexikon. 2012.

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